Epilog

[one-half][dropcap]I[/dropcap]m letzten Kapitel meiner Geschichte beschreibe ich kurz und bündig, wie in knapp 30 Jahren die wichtigsten Menschen in meinem Leben von uns gegangen sind. Es tut weniger weh, wenn man es schnell erzählt. Aber die Geschichte vom Namen unserer Zuchtstätte ist nicht traurig, auch wenn sie manchmal den Anschein erweckt.

Ich bereue keine Minute meines Lebens und bin glücklich über jede Stunde, die ich mit meinen Eltern und meinem Großvater verbringen durfte.

In den Tagen um meine Geburt hat mein Vater viel gefilmt. Immer wieder sieht man Szenen in denen der Rolladen im Schlafzimmer hochgezogen wird und ich im Arm meiner Mutter liege, immer wieder Szenen, wie mich Mama oder Papa in diesem oder jenem Raum auf dem Arm hält oder durch den Garten trägt.

Wenn ich morgens aufwache und der Rolladen, von einem Motor gezogen langsam nach oben gleitet, schaue ich auf den selben Balkon, gehe am Tag zig mal durch die selben Räume, durch die ich getragen wurde. Selbst in unserem Garten ist die Geschichte noch zum Greifen nah.

Und darum sind alle noch irgenwie da, in Filmen oder auf Fotos, in Tagebüchern oder handschriftlichen Eintragungen in Kochbüchern.[/one-half][one-half last]

Nur manchmal denke ich bei mir: “Könnten wir nicht wenigstens einmal im Jahr zusammen Kaffee trinken?”

Ich habe noch nie an einem anderen Ort gewohnt und ich vermisse dabei nichts. Im Gegenteil: Ich spüre, wie meine Wurzeln langsam aber sicher, immer tiefer in den Boden reichen und fühle mich wohl und geborgen.

Und als wenn all das zum Glück noch nicht reichen sollte, teilt dies mit mir eine wundervolle Frau, die all meine Schätze, ob Tagebuch meiner Urgroßmutter, eine Rose im Garten oder irgendein anderes kleines Stück Erinnerung, mit derselben Liebe und Ehrfurcht behandelt wie ich.

Ich denke, irgendwann in ferner Zukunft wird der Tag kommen, an dem wir in Würde ergraut, Hand in Hand durch unseren Garten gehen. Und wenn wir dann stehen bleiben, um das, was wir geschaffen und gehegt und gepflegt haben zu betrachten, dann werden wir uns ganz langsam in Bäume verwandeln, deren Äste sich durchranken und die Zeit wird für uns stehen bleiben.

Diese Geschichte ist nicht traurig, sie ist eine Liebeserklärung an alle, die mich bis heute begleiten, ob in Erinnerungen oder ganz real und die mich zu dem gemacht haben, der ich bin.

Mathias Sallinger[/one-half]

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