Eine Geschichte mit …

Das Artikelbild ist übrigens vom 8. November. Es war wieder einmal ein wunderschöner Tag im Harz, es war warm und sonnig. In ganz Deutschland haben Menschen das herrliche Wetter im Freien genossen, sind spazieren gegangen oder Fahrrad gefahren.

Als ich letzte Woche gegenüber einem Freund erwähnte, dass wir wieder in den Harz fahren wollen, schaute er mich ein wenig genervt an und fragte: „Schon wieder?“. Und als ich antwortete: „Na, es soll doch so schönes Wetter werden …“, da meinte er nur, es würde doch auch noch die Heide und das Weserbergland und …

Und als ich da am 8. November auf der Wiese saß und meinen Hunden dabei zusah, wie sie in diesem wunderschönen und klaren Bach planschten, ließ ich mich einfach so nach hinten ins Gras fallen und schaute in den Himmel. Und da wurde mir klar, dass man diese „Harzophilie“, diese Liebe zum Harz nicht so einfach und kurz würde erklären können. Ich schloss die Augen und ließ meine Gedanken treiben und mir wurde klar: Ich musste wieder schreiben, eine neue Geschichte musste her:


 

Der Harz und ich

Eine Geschichte, die im Wirtschaftswunder beginnt und deren Ende ich noch schreiben muss

[dropcap]E[/dropcap]s ist schon ein Weilchen her, dass ich die Geschichte von Granny’s Rose schrieb. Viel Zeit ist vergangen und Einiges ist geschehen. Mimi und Faye haben uns jeweils einen wundervollen Wurf Welpen geschenkt, wir haben an unserem Haus vieles verändert und erneuert, ohne dessen Wesen zu verändern, wir haben Welpen von Granny’s Rose gezogen, gepflanzt und zum Blühen gebracht und wir sind ein paar Jahre älter geworden.

Wenn man älter wird, entdeckt man manchmal eine alte Liebe neu. Und so eine alte Liebe ist mir quasi über den Weg gelaufen, nein vielmehr habe ich sie wieder einmal besucht, den Harz. Der Harz ist ein Mittelgebirge direkt vor unserer Haustür. Luftlinie sind es bis zum Brocken nicht einmal fünfzig Kilometer und irgendwann hatten wir diese Idee, uns einfach mal unsere Mimi zu schnappen und in den Harz zu fahren. Dabei war eigentlich gar kein so schönes Wetter, im Gegenteil, mit jedem Kilometer, den wir ins „Gebirge“ fuhren, wurden die Wolken dichter und am Ort unserer Wahl angekommen, war der Himmel bedeckt und es roch nach Regen. An einem kühlen Sommertag sind es in gut fünfhundert Metern Höhe kaum mehr als 11°C.

Trotzdem wollte ich in den Wald, wollte ihn riechen, diesen Duft nach feuchtem Boden und harzigen Fichten, wollte das Rauschen des Windes in den Wipfeln hören und mit meinen Füßen über den federnden Waldboden laufen. Irgendwie erkannte ich mich selbst kaum wieder, was war da passiert, was hatte mich so verändert und welche Kraft zog mich in diesen Wald?

Ich schloss ein Hexenhaus, erbaut aus Lebkuchen aus. Und so schritt ich denn durch einen lichten Wald aus Fichten, Ebereschen, Buchen und anderen Laubbäumen. Plötzlich fühlte ich etwas, wie eine warme Berührung. Ich blieb stehen und mein Gefolge, bestehend aus meiner leicht verwirrten Ehefrau und einer überaus glücklich dreinschauenden Mimi, rannte mich fast über den Haufen. Mein Blick wandte sich gen Himmel und tatsächlich, da war sie: die Sonne. Sie schien mir ins Gesicht und wärmte meine Wangen. Die Sonne wirkte wie ein Verstärker auf meine Sehnsucht nach Berg und Wald und so dachte ich bei mir: „Hier bin ich und hier bleibe ich, keine zehn Pferde kriegen mich hier wieder weg!“

Kooikerhondje im Allgemeinen und Ehefrauen im Besonderen, vor allem zusammen agierend, schafften, was für zehn Pferde unmöglich erschien und so wärmten wir uns einige Zeit später in einem Café auf. Nachdenklich schlürfte ich den Milchschaum von meinem Cappuccino, schaute durch den Nebel, den das heiße Getränk auf meine Brille zauberte ins Nichts und plötzlich waren sie wieder da, all diese Erinnerungen an meine Kindheit. Ich hatte im Harz so viel Zeit verbracht, war mit meinen Eltern an Badeseen, Talsperren und Bächen gewesen, hatte meine Finger und Haare mit Baumharz verklebt und unter Decken und umgestülpten Campingliegen den einen oder anderen Regenschauer abgewartet.

Der würzige Duft, das Rauschen der Bäume und der federnde Boden, all das hatte damals wohl fast schon einen Abdruck in meinen Genen hinterlassen. Diese Gene sollten sich ja eigentlich in eine ganz bestimmte Richtung entwickeln, und hierzu würde ich gerne aus meinen neuesten Dachbodenfund zitieren:

Liebe Kaeses!

Sie können sehr stolz auf Ihre Tochter sein! Menschen wie Ursel muss man bald mit einer Kerze suchen. Sie hat schon immer ihre eigenen Ideen gehabt und durchgesetzt, was sie wollte. Ich wünschte, wir hätten mehr Menschen wie Ursel in der Welt, vielleicht sähe es dann ein wenig anders aus. Ich bin sehr stolz, dass ich sie als Freundin habe. Allerdings war ich auch für eine „Claudia“ – aber dafür kann sie ja nicht, schieben wir die Schuld auf Kurt, hahahaha! Liebe Grüße,
Ihre Hannelore

Es ist schon ein wenig ernüchternd, wenn man eine solche Karte findet und man weiß, dass dies eine Glückwunschkarte zur eigenen Geburt ist. Empfänger: die eigenen Großeltern, eben Familie Kaese.

Mir ist ja klar, dass sich meine Eltern eine Tochter gewünscht haben und ich eigentlich eine „Claudia“ hätte werden sollen, aber gab es auch Freunde oder Verwandte, die die andere Möglichkeit in Betracht gezogen haben?

Ja, es gab sie. Meine Tante hat immer gesagt: „Wartet nur ab, ihr bekommt einen ‚Mathias‘!“. Und so kam ich zu meinem Vornamen, zumindest zu meinem ersten. „Claudia“ aber hatte noch einigen Einfluss und so begab es sich, dass der Standesbeamte in der Geburtsurkunde „Mathias-Claudius Sallinger“ eintrug. Ja, den Bindestrich hätte man mir ersparen können, aber nun trage ich den Bindestrich samt dem „Claudius“ schon seit über 50 Jahren mit mir herum. Eines sei festgestellt: Es tut nicht weh! Außerdem sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, dass niemand „die Schuld“ auf meinen Vater schob.

Die Frage: „Was hat das denn jetzt mit dem Harz zu tun?“ ist berechtigt, zeugt aber von einer gewissen Ungeduld. Wer „die Geschichte von Granny‘s Rose“ gelesen hat, wird auch hier mit meiner typischen, epischen Erzählweise rechnen müssen. Es ist also einerseits angeraten, sich in Geduld zu üben, andererseits ist das nächste „Kapitel“ dieser Geschichte schon in Arbeit, man darf also auch ein wenig gespannt sein.

 

One Comment

  1. Hallöchen Ihr Lieben,
    Danke für die tolle Geshichte!
    Mit dem „Harz“ geht es uns ebenfalls so!
    Nun schon seit 30 Jahren! Zwar ist die Entfernung von Berlin etwas größer, aber dies hielt uns nie davon ab unseren geliebten Harz zu bereisen!
    Natürlich werden wir auch 2015 wieder einmal Weihnachten im Harz verbringen!
    Das „Weihnachtliche“ Feeling ist für uns dort jedesmal aufs Neue eine Wohltat!
    Den Stress der Großstadt einfach abschütteln und das Leben geniessen!
    Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass man wahrlich nicht jünger wird!
    Wir wünschen weiterhin viel Spaß in der Natur und senden schöne Grüße aus Berlin!

    Gaby, Peter und WUFF von Ronja

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