Urbane Legenden …

… oder, wie ich lernte die Borreliose zu lieben. (Foto: Richard Bartz)

Es gibt nur wenige Themen, die so viele urbane Legenden mit sich bringen, wie der Zeckenbiss. Es fängt schon damit an, dass es kein Biss, sondern ein Stich ist. Die Mundwerkzeuge beissen nicht, sie sägen ein winziges Loch in die Haut, in das ein Saugrüssel eingeführt wird.

Hat sich die Zecke erst einmal an der Haut besfestigt (auch hierzu dienen die Mundwerkzeuge und eine Art Mörtel zum verfestigen der Haut), sollte man eines keinesfalls tun: Irgendwelche Chemikalien oder Hausmittel benutzen um die Zecke zu „betäuben“. Im schlimmsten Fall schädigt die Chemikalie die Zecke so, dass sie ihren Inhalt in die Wunde entleert. Hierbei werden besonders viele Erreger übertragen.

Das beste ist, man entfernt die Zecke mit einer Pinzette, Zeckenzange oder Karte, je nachdem was der Apotheker des Vertrauens empfiehlt. Mit der Entfernung sollte man nicht lange warten, Je früher die Zecke entfernt wird desto geringer ist das Risiko einer Infektion mit Borrelien oder andern Keimen aus der Zecke. Sollte ein Teil der Mundwerkzeuge stecken bleiben ist das auch kein Todesurteil, denn darin befinden sich praktisch keine Erreger, sondern eher Drüsen, die ein Schmerzmittel und einen Blut-Gerinnungshemmer ausscheiden. Möglicherweise kann es hilfreich sein, die Zecke aufzubewahren und die Einstichstelle zu markieren bzw. zu fotografieren. Bei ungewöhnlichen Symptomen können aus der Zecke u.U. andere Erreger typisiert werden.

In den darauf folgenden Tagen, sollte man den Körper des „Opfers“ sehr genau beobachten. Bildet sich an der Bissstelle oder irgendwo anders am Körper ein roter Fleck, der größer wird oder möglichst das klassische Bild (roter Fleck, weißer Kreis, roter Kreis) eines Erythema ausbildet, ist ein sofortiger Arztbesuch ratsam. Bei Ausbreitung des roten Flecks oder dem Auftreten an anderer Stelle, spricht man übrigens von der Wanderröte (Erythema migrans). Teilweise kommt ein Krankheitsgefühl, wie bei einer leichten Grippe hinzu (ohne Atemwegserkrankungen).

Das Erythema migrans ist übrigens das EINZIGE krankheitsbeweisende Symptom der Borreliose. Ein Bluttest ist erst nach einigen Wochen möglich, da hier nur Antikörper nachgewiesen werden. Das bedeutet aber auch, dass dieser Test positiv sein kann, weil z.B. in der Kindheit eine Infektion mit Borrelien folgenlos ausgeheilt ist.

Das Auftreten eines Erythema nach einem Zeckenstich erfordert eine SOFORTIGE Behandlung mit Antibiotika! Wartet man bis zum Nachweis der Antikörper, ist es für eine Behandlung meistens zu spät. Die Spätfolgen einer Borreliose können sehr schwerwiegend sein, die Erreger sind dann normalerweise auch nicht mehr durch Antibiotika zu eliminieren, da sie sich in den Körperzellen, aber auch außerhalb aufhalten können. Dieser Wechsel kann dem Ereger innerhalb von Stunden gelingen.

Fazit: Zecke gefunden? Raus damit! Beobachten! Bildet sich ein roter Fleck zum Arzt! Fühlt man sich grippig, auch sofort zum Arzt. Antibiotika sind dann ein MUSS!

Salli

PS: Dieser Text ist keine Gesundheitsberatung und stellt auch keine Anleitung zur Selbstbehandlung dar. Es handelt sich hierbei ausschließlich um die Zusammenstellung der mir bekannten Fakten. Wie bei jeder Erkrankung sollte auch bei einem Zeckenbiss ein Arzt konsultiert werden.

One Comment

  1. Was für ein schreckliches Foto, ich hasse diese Viecher!!!!

    Unsere Kinder hatten schon Zecken am Bauch (blöde Stelle zum Entfernen, da die Haut und der Körper zu sehr nachgeben, wenn man die Plastikkarte schiebt) und auch zwischen den Haaren am Kopf, was Mama dann erst beim Fönen feststellte. Das war nach einem Strandtag in Blavand/Dänemark und bis dato dachte ich immer, sie sitzen doch mehr im Gras oder Wald aber nicht im Dünengras und im Sand..

    Ich habe gelesen, dass dieses Jahr besonders viele Zecken durch das warme Frühjahr unterwegs sind. Ist das auch Eure Erfahrung?

    Auch hier gibt es Zecken, aber im Augenblick (Regenzeit) kämpfen wir eher mit den Mücken, die einen Spaziergang über den Golfplatz abends fast unmöglich machen. Da fliegen dann munter 30 bis 40 Mücken in Dein Gesicht und eh man sich versieht, hat man sie sogar im Mund. (Sollte man noch mehr an der Kondition feilen, aber selbst jetzt noch japst man beim Bergaufgehen bei immerhin 2.400 m) Es gibt zu viele Tümpel und Pfützen von den Regengüssen und Gottlob haben wir in 3 Jahren mit Schlangen oder Skorpionen keine Erfahrung machen müssen.

    Bettina wünsche ich gute Besserung, wie gut, dass Ihr es so schnell erkannt habt,

    ein tolles Fußballwochenende,

    Petra und Sprotte

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